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© Basler Zeitung; 16.11.2007; Seite 29
Rechnungsstreit mit dem Kanton spitzt sich zu
Zwingen. Der
Zweckverband der Abwasserreinigungsanlage für das Laufental und Lüsseltal
will dem Kanton nicht mehr Geld zahlen
peter waltard
Der Kanton fordert vom ARA-Verband mehr Geld. Doch dieser beharrt auf
seinem Standpunkt und will die Forderung nicht erfüllen.
Seit 2006 verrechnet das Amt für Umwelt der ARA Laufental-Lüsseltal
220 000 Franken für die Vollzugskosten zu viel, wie man im
Laufental findet. Auch beim Budget 2008 zeigen sich die Gemeinden unnachgiebig:
Erneut wurden lediglich 150 000 Franken für die Vollzugskosten angesetzt.
ARA-Präsident Hans Herter betonte an der Delegiertenversammlung vom
Mittwoch, dass der Vorstand nach wie vor an den Beschluss gebunden sei,
bei einer höheren Rechnung aus Liestal Beschwerde zu erheben. Die
Rechnung wird dem Vorstand in Form einer Verfügung gestellt, die
innert zehn Tagen anfechtbar ist. Man sei sich zwar bewusst, dass man
auf dem Rechtsweg keine grossen Chancen habe, so Herter. Doch er liess
keinen Zweifel daran, dass es der ARA Ernst ist. Bislang habe man allerdings
erst eine Rechnung über lediglich 153 000 Franken erhalten
dies sei angesichts der geringfügigen Überschreitung akzeptiert
worden.
Roland Bono vom Amt für Umweltschutz und Energie (AUE) verteidigte
an der Delegiertenversammlung den Standpunkt der Behörden. Das neue
Gewässerschutzgesetz schreibe nun einmal vor, dass auch die Vollzugskosten
nach dem Verursacherprinzip abgewälzt werden müssen. "Ob
man das so verrechnet oder anders, hat uns egal zu sein", sagte Bono.
Das Gesetz sei vom Landrat beschlossen und von den Stimmbürgern abgesegnet
worden. Wenn man etwas daran ändern wolle, bleibe nur der politische
Weg, so Bono.
Verteilschlüssel. Dass die Mehrbelastung für die ARA Laufental-Lüsseltal
grösser sei als für die anderen Kläranlagen, liege an dem
neuen Verteilschlüssel: Anstatt des verbrauchten Trinkwassers werde
neu die effektiv gelieferte Abwassermenge zur Beurteilung herangezogen.
"Wir werden diese Rechnung stellen müssen", sagte Bono.
Aus diesem Grund habe das AUE die ARA vorgängig darauf aufmerksam
gemacht, dass die 150 000 Franken unrealistisch seien.
Hans Herter äusserte Verständnis für Bonos Situation, stellte
aber gleichzeitig klar, dass der Vorstand auf seinem Standpunkt beharre.
Auch die Delegierten waren sich einig: Das Budget, das weiterhin nur 150
000 Franken Vollzugskosten vorsieht, wurde ohne Gegenstimme angenommen.
In mehreren Voten verschafften die Gemeindevertreter zudem ihrem Unmut
Luft. Dass der Kanton die Rechnung an den Zweckverband stelle, nehme den
einzelnen Gemeinden die Möglichkeit, sich gegen die Mehrkosten zu
wehren, kritisierte ein Delegierter. Der Kanton habe auf diese Weise sein
Budget geschönt, dabei aber keine Kosten gespart, sondern sie lediglich
auf die Verbraucher überwälzt, ärgerte sich ein anderer.
Möglicherweise werden sich die Gemeinden Nunningen, Meltingen und
Zullwil an der ARA beteiligen. Abklärungen ergaben, dass ein Anschluss
finanziell von Interesse sei, teilte der Technische Berater, Jürg
Kappeler, den Delegierten mit. Hingegen sind die Pläne vom Tisch,
auch Kleinlützel und Himmelried an die ARA in Zwingen anzuschliessen.
Für Kleinlützel bringe ein Anschluss nur eine geringe Kostensenkung,
in Himmelried seien die bestehenden Anlagen noch zu neu. Nunningen werde
noch einen Anschluss in Richtung Grellingen prüfen, so Kappeler.
BAZ vom 22.Juni 2007
Verband für Abwasserreinigung gibt sich zufrieden
Vergleiche
zeigen, dass die Anlage im Laufental nicht teurer ist als anderswo
Gini Minonzio
Zwingen. Lediglich bei der notwendigen Schlammbehandlung hinke die ARA
Laufental-Lüsseltal anderen Betrieben noch hinterher, hiess es an
der Delegiertenversammlung der ARA.
Die Abwasserreinungsanlage (ARA) in Zwingen arbeite günstig, sagt
der Präsident des Zweckverbandes, Hans Herter. Denn in einem Vergleich
mit zwei Dutzend anderen Betrieben kann es Zwingen bei den Kosten der
Abwasserreinigung mit grossen wie in Basel aufnehmen. Im Vergleich stellte
sich jedoch heraus, dass die Schlammbehandlung die drittteuerste ist.
Sie kostet 3000 Franken je Tonne Trockensubstanz im Frischschlamm. Die
vier günstigsten Anlagen zahlen nur gerade rund 500 Franken je Tonne.
Deshalb hat das Betriebspersonal bereits Massnahmen ergriffen, sagte Herter
an der Delegiertenversammlung den 42 ARA-Delegierten. Die ARA setzt nun
weniger Chemikalien ein und konnte ein günstigeres Angebot für
die mobile Entwässerung des Schlamms finden. Auch die Entsorgung
ist relativ teuer; der Vertrag mit dem Abnehmer wird daher auf Ende 2008
gekündigt und eine günstigere Lösung gesucht.
Hohe Kupferwerte. Im Klärschlamm treten überdies relativ hohe
Mengen an Kupfer auf. Ein Grenzwert wird zwar nicht überschritten,
doch wird die Lage mit periodischen Messungen überwacht. Wie Herter
erklärte, sei man nicht sicher, woher das Kupfer stamme. Die frühere
Frachtquelle bei der Bandfabrik sei saniert worden. Die anderen Schwermetalle,
Quecksilber und Zink, stellten kein Problem dar.
Mit der Betriebskostenrechnung waren Herter und die Delegierten zufrieden.
Sie schloss 300 000 Franken unter Budget ab. Dabei subventionierten die
Thiersteiner Gemeinden die Laufentaler Gemeinden, wie Herter erklärte.
Denn irrtümlicherweise hat der Verband eine Rechnung des Kantons
Baselland über 15 000 Franken auch auf die Solothurner Gemeinden
verteilt. Diese bezahlten 6000 Franken. Deshalb "krache ja keine
Solothurner Gemeinde zusammen", meinte Herter. "Baselland subventioniert
kleine Kläranlagen für Häuser ausserhalb des Siedlungsgebietes,
aber die Rechnung darf die ARA bezahlen", fasste Herter den Rechnungsgrund
zusammen.
Im Übrigen hat das Baselbieter Amt für Umweltschutz und Energie
noch nicht die angekündigte Rechnung gestellt. Das Amt wollte für
2006 Vollzugskosten von 220 000 Franken für Subventionen, Kontrollen
und Beratungen auf die ARA überwälzen. 2005 waren es noch 50
000 Franken gewesen. Die Delegierten hatten deshalb im vergangenen Herbst
beschlossen, nur 150 000 Franken zu bezahlen. Versammlungspräsident
Erich Asper liess sich per Abstimmung bestätigen, dass der Vorstand
ermächtigt ist, alle nötigen Schritte in der Auseinandersetzung
mit dem Kanton zu führen. Die Delegierten stimmten dem zu.
Altes Modell. Die Delegierten der Stadt Laufen hatten im letzten Jahr
einen Antrag gestellt, das lineare Amortisationsmodell über zehn
Jahre zu überprüfen, da die Lebensdauer der Anlagen weitaus
länger ist. Zudem deckt der gegenwärtige Abwassertarif der Stadt
Laufen die ARA-Kosten nicht. Tatsächlich werden die kantonalen Kläranlagen
über 16 Jahre amortisiert und die Kanäle gar über 40 Jahre.
Dies ist aber für gemeindeeigene ARA nicht erlaubt. Herter stellte
ein Modell mit einer 15-jährigen Amortisationszeit vor. In dieser
Zeit müssen eine halbe Million Franken mehr Bankzinsen gezahlt werden.
Die Delegierten entschieden deshalb mit 40 zu 2 Stimmen, das alte Modell
beizubehalten.
Quelle: Basellandschaftliche
Zeitung, Freitag, 22. Juni 2007
Die Kosten
im Griff
ARA
Millionen fliessen in Ausbauprojekte
Die Kosten für den Betrieb der ARA Laufental-Lüsseltal in Zwingen
sind um 222 000 Franken oder über zehn Prozent tiefer ausgefallen
als budgetiert. Positiv beeinflusst hat die Abwasserrechnung eine erste
Abschlagszahlung der Papierfabrik Zwingen von 182 740 Franken. Präsident
Hans Herter orientierte die ARA-Delegierten, dass die
Liquidation der Fabrik zügig voranschreite. Dieses Jahr sollen weitere
Zahlungen in noch ungenannter Höhe folgen.
Keinen Anlass zur Sorge geben die laufenden Sanierungsgrossprojekte: Bis
2008 sollen die Frischschlammbehandlung, die Faultürme, der Schlammstapel
sowie das Gebäude der Schlammbehandlung fertig erstellt sein. Die
Kosten dafür belaufen sich auf 6,2 Millionen Franken. In den nächsten
15 Jahren sind weitere Investitionen von über 17 Millionen Franken
vorgesehen.
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