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2005

Aktuell

© Basler Zeitung; 12.11.2005; Seite 19

ARA-Dreck ist weg - die Birs sauber
Die Abwasserreinigung im Laufental und Lüsseltal macht Fortschritte

Jahrelang wurde ein Teil der Abwasser der Laufentaler und Lüsseltaler Gemeinden in die Birs geleitet. Jetzt ist damit Schluss.

Kurt Tschan. Bei starken Regenfällen war die ARA Laufental-Lüsseltal in der Vergangenheit hoffnungslos überfordert. Möglicherweise bis zu 60 Prozent des angelieferten Schmutzes konnte vor Ort nicht gereinigt werden. Weil die ARA den Wassermassen nicht Herr wurde, liefen diese ungereinigt in die Birs. Heute ist dies anders. Dies bestätigt Jürg Kappeler von der Kappeler Umwelt Conculting AG, die für die ARA im Mandatsverhältnis arbeitet. "Im Vorfluter werden null Prozent entsorgt. Die Grenzwerte werden eindeutig eingehalten." Der Grund: Nach der Schliessung der Papierfabrik Zwingen an Ostern 2004 verringerten sich die Immissionen des überkantonalen Zweckverbandes deutlich. Der Flüssigschlammanfall ging von 20 000 Tonnen pro Jahr auf 11 000 Tonnen zurück. Weitere 10 bis 15 Prozent können in Zukunft eingespart werden, weil die Ricola AG in Laufen ihre Abwasser in Zukunft einer Vorreinigung unterzieht.
Der Konkurs der Zwingener Traditionsunternehmung hat also ihren ökologischen Nutzen. Immerhin: In finanzieller Hinsicht spürt die ARA die Betriebsstillegung noch. Weil die Papierfabrik nicht alle ihre Rechnungen bezahlte, müssen die Ausstände von rund 400 000 Franken von den Verbandsgemeinden bis zum Jahr 2009 abgestottert werden.
Trotzdem schlugen die ARA-Delegierten am Donnerstagabend an ihrer Versammlung in Büsserach einen weiteren ökologischen Pflock ein. Sie beschlossen, den Flüssigschlamm nicht direkt mit Lastwagen zur Kehrichtverbrennungsanlage in Basel zu fahren, sondern ihn vorher zu entwässern. Dadurch fällt die Ökobilanz eindeutig besser aus, wie Felix Stierli von der Fachstelle Industrie und Gewerbe im Baselbieter Amt für Umweltschutz und Energie bestätigt. Anstatt 440 Lastwagenfahrten im Jahr fallen dadurch nur deren 120 an. Der Zweckverband nimmt dafür sogar Mehrkosten in Kauf. Die Ausbaukosten der Abwasserreinigungsanlage erhöhen sich dadurch nämlich um rund 800 000 Franken auf 6,6 Millionen Franken.
langsamer entwässern. Happig zu Buche schlagen wird in Zukunft für die ARA in Zwingen auch ein Entwässerungskonzept. Um die Bäche in den Gemeinden bei starken Regenfällen von Mischwasser zu entlasten, ist der Bau von elf Becken und vier Fangkanälen vorgesehen. Für die Generelle Entwässerungs-Planung (GEP) der ARA muss zudem ein Becken vergrössert werden. Zudem werden an acht verschiedenen Regenentlastungen die Einstellungen geändert. Die Investitionskosten werden auf rund zwölf Millionen Franken geschätzt. Die Kosten der Abwasserentsorgung schnellen dadurch um rund einen Fünftel in die Höhe. Um in finanzieller Hinsicht den Kraftakt bewältigen zu können, haben die ARA-Delegierten beschlossen, den ARA-GEP innerhalb der nächsten 30 Jahre zu realisieren. Die Kantone Solothurn und Basel-Landschaft hatten darauf gedrängt, dass das Vorhaben in der Hälfte dieser Zeit fertiggestellt wird. Ob die beiden Kantone den neuen Zeitplan genehmigen werden, ist noch offen.

© Basler Zeitung; 07.06.2005; Seite 17
Konkurs trifft auch den ARA-Verband
Die 15 Gemeinden können aber auf eine Nachlassdividende hoffen
Franz Halbeisen

Der Konkurs der Papierfabrik Zwingen hat auch Spuren im Rechnungsabschluss 2004 des ARA-Zweckverbandes Laufental-Lüsseltal hinterlassen.
Wie Rechnungsführer Guido Hänggi an der Delegiertenversammlung des ARA-Zweckverbandes Laufental-Lüsseltal in Büsserach erklärte, bestehen gegenüber der konkursiten Papierfabrik Forderungen von rund 655 000 Franken. Diese müssen nun in den nächsten Jahren sukzessiv abgetragen werden. Am ARA-Zweckverband sind 15 Gemeinden angeschlossen, die nun die ausgebliebenen Gelder anteilsmässig bezahlen müssen.
Nachlassdividende. Die Hiobsbotschaft etwas abschwächen konnte ARA-Präsident Hans Herter. Der Konkursverwalter habe den Gläubigern wie der ARA eine Nachlassdividende von 52 Prozent in Aussicht gestellt. Dies stelle eine Ausnahme dar. "Normalerweise gehen Drittklassgläubiger leer aus", erklärte Herter den Delegierten. Er rechne jedoch nicht damit, dass der ARA-Verband den ganzen Betrag auf einen Schlag bekomme, sondern Teilzahlungen auf mehrere Jahre verteilt eintreffen werden.
Auf Widerstand stiess der ARA-Vorstand mit einem neuen Berechnungsmodus für die gelieferten Abwassermengen. "Röschenz müsste nach dem neuen Schlüssel 60 Prozent mehr zahlen", beschwerte sich der Röschenzer Gemeinderat Marc Achermann und stellte Antrag auf Nichteintreten. Er verlangte, dass die Zahlen neu berechnet werden. Die Delegierten entschieden sich mit 26 zu 2 Stimmen für Nichteintreten und wiesen das Geschäft zurück.
Neues Messkonzept. Hans Herter zeigte sich über diesen Entscheid enttäuscht und sagte: "Ihre Reaktion überrascht mich. Im Vorfeld hat der Vorstand für den Antrag mit einer Ausnahme von allen Gemeinden positive Rückmeldungen erhalten." Er verteidigte nochmals das neue Messkonzept, wonach das in die ARA geleitete Wasser pro Gemeinde nach einem Berechnungsschlüssel und nicht mehr wie bisher mit den 15 Messstationen erfasst wird. Er machte darauf aufmerksam, dass das alte Messsystem 65 000 Franken pro Jahr kostet und zudem sehr schlechte Resultate liefere. Um diesen Missstand zu beheben, wären Investitionen von 300 000 Franken nötig, gab Hans Herter weiter zu verstehen. "Die Delegierten sind offenbar nicht bereit, die Katze im Sack zu kaufen", meinte daraufhin Tagespräsident Erich Asper und beauftragte den Vorstand, ein präziseres Berechnungsmodell zu erarbeiten.
Neue Herausforderung. Auf den ARA-Verband wird über kurz oder lang eine neue Herausforderung zukommen. Das kantonale Amt für Umweltschutz und Energie (AUE) verlange vom ARA-Betrieb in Zwingen, eine Nitrifizierungsstufe zu bauen, um die biologische Reinigung des Abwasser das ganze Jahr gewährleisten zu können, informierte Herter. Das bedeutet wahrscheinlich eine Erweiterung der Klärbecken und ist mit neuen Investitionen verbunden. Für die Behandlung und Entwässerung des anfallenden Klärschlammes muss ebenfalls mit weiteren Kosten gerechnet werden. Genaue Zahlen müssen erst noch ermittelt werden.


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